Was ist eine Inventur überhaupt?
Die Inventur ist ein Prozess, bei dem einmal jährlich eine umfassende Bestandsaufnahme sämtlicher Vermögensgegenstände eines Unternehmens durchgeführt wird. Diese werden gewogen, gezählt und erfasst und liefern als Resultat das Inventar, welches als Grundlage für die Bilanz herangezogen wird.
Vermögensgegenstände setzen sich zusammen aus dem Anlagevermöge, wie beispielsweise Grundstücke oder Maschinen, sowie dem Umlaufvermögen, zu dem Forderungen, Schulden, Bargeld und Erzeugnisse gehören.
Die Inventur dient dazu, einen genauen Überblick über den Bestand an Vermögenswerten im Unternehmen zu erhalten. Für die ordnungsgemäße Buchführung ist sie unerlässlich, da sie es ermöglicht, die Ist- und Soll-Bestände miteinander zu vergleichen. Abweichungen zwischen den Beständen werden während der Inventur ermittelt und korrigiert. Die Ergebnisse fließen in die Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens ein und haben Auswirkungen auf die Bilanz.
Der große Stellenwert einer Inventur wird dadurch unterstrichen, dass ihre Durchführung in vielen Ländern sogar gesetzlich vorgeschrieben ist. Je nach Art des Unternehmens und den länderspezifischen Bestimmungen, können dabei verschiedene Inventurverfahren angewandt werden.
Die verschiedenen Inventurverfahren und Inventurart im Überblick
Zu den drei Hauptverfahren der Inventur zählen:
Körperliche Inventur: Hierbei werden alle materiellen Vermögensgegenstände im Unternehmen durch Zählen, Messen, Wiegen und Schätzen festgestellt.
Buchinventur: Diese erfasst immaterielle Vermögensgegenstände wie Forderungen, Schulden und finanzielle Vermögenswerte anhand von Quittungen und Belegen.
Anlageninventur: Diese Methode bestimmt den Wert des Anlagevermögens, einschließlich langlebiger materieller Vermögenswerte wie Fuhrpark, Maschinen und Anlagen sowie Büroausstattung mit Anschaffungs- oder Herstellungskosten über 1.000 Euro.
Neben den Inventurverfahren können auch noch die Inventurarten unterschieden werden
Stichtagsinventur: Wie der Name bereits verrät, erfolgt hier die Bestandsaufnahme aller Vermögensgegenstände an einem Tag, dem Bilanzstichtag. Meist handelt es sich dabei um den 31. Dezember.
Zeitnahe Stichtagsinventur: Hierbei handelt es sich um eine Sonderform der Stichtagsinventur. Diese hat grundsätzlich am letzten Arbeitstag des alten Wirtschaftsjahres oder zu Beginn des ersten Arbeitstages des alten Wirtschaftsjahres zu erfolgen. Dieser Zeitraum sollte 10 Tage vor bzw. nach dem Bilanzstichtag nicht überschreiten.
Stichprobeninventur: Aus repräsentativen Stichproben wird der Gesamtbestand bei dieser Methode hochgerechnet.
Permanente Inventur: Hier wird die Bestandserfassung über das gesamte Wirtschaftsjahr
Vor- oder nachverlegte Inventur: Diese wird drei Monate vor oder zwei Monate nach dem Bilanzstichtag durchgeführt.
Schritt für Schritt: So läuft eine Inventur ab
Step 1: Aufgaben vor der Inventur
Datum: Legen Sie, abhängig von der gewählten Inventurart, ein Datum fest. Üblicherweise erfolgt die Inventur zum Jahresende.
Zeitplan: Erstellen Sie einen Zeitplan um sicherzustellen, dass die Inventur termingerecht abläuft. Klären Sie dabei, ob die Inventur während laufender, reduzierter oder geschlossener Produktion durchgeführt wird und wie lange sie dauern wird. Alle Termine und Verantwortlichkeiten werden am besten in einem Inventurkalender festgehalten.
Inventurbereiche: Teilen Sie das Unternehmen in sogenannte Inventurbereiche, das erleichtert die Einhaltung des Zeitplans. Jeder Bereich sollte im Vorfeld aufgeräumt und geordnet, sowie Defekte oder abgelaufene Ware separiert werden. Alle aufzunehmenden Gegenstände werden gekennzeichnet und die Aufnahmebereiche nummeriert und markiert.
Hilfsmittel: Stellen Sie alle notwendigen Hilfsmittel im Vorfeld bereit, dazu zählen Aufnahmeformulare, Inventurprotokolle, Warenzugangs- und verkaufslisten, Taschenrechner, MDE-Geräte, Stifte, Notizzettel, Leitern und Waagen.
Inventurpersonal: Ohne Mitarbeiter ist eine Inventur undenkbar. Weisen Sie das Inventurpersonal gründlich ein, um Fehler zu vermeiden. Erklären Sie, wie die Formulare auszufüllen sind, wie die Geräte bedient werden und in welchem Zeitrahmen die Arbeiten durchzuführen sind.
Step 2: Aufgaben während der Inventur
Um sicherzustellen, dass keine Ware während der Inventur verräumt wird, schließt der Inventurleiter die jeweiligen Aufnahmebereiche. Gezählt wird dann von oben nach unten und von links nach rechts. Sinnvoll ist es, beim händischen notieren in Teams zu arbeiten, wobei der Zähler die Daten für jede aufgenommene Objektgruppe angibt. Dazu zählen z.B. Artikelbezeichnungen, Warengruppen-Nummer, Alter, Menge und Preis. Der Schreiber notiert die Daten und kennzeichnet abgeschlossene Aufnahmebereiche. Ist die Ware mit einem Barcode versehen, kann dieser mit einem MDE-Gerät gescannt und die entsprechenden Daten digital erfasst werden.
Step 3: Aufgaben nach der Inventur
Prüfung der Aufnahmeformulare: Alle Inventurformulare müssen nach der Bestandsaufnahme auf Vollständigkeit und bei händischer Erfassung auch auf Lesbarkeit geprüft werden. Zusätzlich wird bei einem Rundgang kontrolliert, ob alle Aufnahmebereiche markiert und somit abgearbeitet worden sind.
Kaufmännische Software zur Inventur: Effizienzsteigerung und Zeitersparnis
Moderne kaufmännische Software kann eine große Rolle bei der Durchführung einer effizienten Inventur spielen. Ein gutes Warenwirtschaftssystem ermöglicht es Unternehmen, diesen oft zeitaufwendigen Prozess nahezu mühelos durchzuführen, wobei ein Großteil der benötigten Zeit eingespart werden kann. Der Einsatz von modernen Hilfsmitteln wie Barcode-Scannern und MDE-Geräten erleichtert die Warenaufnahme erheblich und verkürzt die Zeit, die für das Zählen benötigt wird. Dies führt nicht nur zu einer Beschleunigung des gesamten Inventurprozesses, sondern reduziert auch den Personalaufwand. Zusätzlich zur Zeitersparnis bietet kaufmännische Software aber auch weitere Vorteile, wie die automatische Aktualisierung von Lagerbeständen.
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